Der Euklidische Traum (1 - 6)


Denis Krieg (2016)
-Ambrotypien (überlagert)

i) Eines der möglichen Modelle sich die 4te (oder höhere) Dimension visuell zu veranschaulichen besteht darin, einen 3 Dimensionalen Körper in einer weiteren Achse w zu erweitern, in dem man diesen dort nochmal abbildet:





Eine mögliche Achse w stellt z.B. auch die Zeitachse da (siehe auch Einsteins Darlegung der Raumzeit in der Relativitätstheorie).



ii) In der Fotografie spielt die Zeit eine bedeutende Rolle. Auch wenn es heute mehr und mehr zu einer abstrakten Zahl mutiert; Belichtungszeiten von 1/250 Sekunden und kürzer sind weder vorstellbar noch für den menschlichen Organismus wahrnehmbar (-> abstrakt). Bei historischen Fotografieverfahren (Belichtungszeiten von 10 Sekunden bis zu 1 Minute) ist diese Achse noch spürbar. Dennoch: ein fotografisches Bild ist keine absolute Momentaufnahme, wie es so oft heißt. Technisch und Physikalisch gesehen dauert auch die kürzeste Aufnahme eine gewisse Zeitkomponente t. Das heißt es, fließt eine gewisse Menge an Zeit in ein Bild, sei es digital oder analog.



iii) Ich Fotografiere für jede Arbeit ein und dasselbe Motiv wieder und wieder mit dem Ambrotypieverfahren auf Klarglas. Der einzige Unterschied zwischen jedem Bild ist ein gewisser Zeitabstand. Später überlagere ich mehrere Platten (Fotografien ein und desselben Motivs) und erschaffe damit tatsächlich eine 4 dimensionale Abbildung davon. Vor allem durch die Teiltransparenz der Einzelplatten aus Klarglas bleibt jegliche Information trotz Überlagerung erhalten. Die Arbeiten zeigen je nach Blickwinkel ein anderes Bild, eine andere Facette des fotografierten Sujets.


* Die Serie 'Der Euklidische Traum' erinnert mit seinem Aufbau an ein wissenschaftliches Experiment. Tatsächlich empfand ich die Verbindung von Kunst und Wissenschaft schon immer als fundamental. Es sind die zwei Enden eines Spektrums: das eine stellt die Fragen, das andere liefert (hoffentlich) die Antworten. Fotografie, oder auch andere Medienkünste, sind ein gutes Beispiel für eine praktische Verbindung beider Welten. In dieser Serie versuche ich aufzuzeigen, wie beide verstrickt sind (oder sich auch verstricken lassen).








1) Jedes der Bilder entsteht immer vorher in meinem Kopf. Es ist ein Reifeprozess, welcher manchmal Monate, manchmal auch nur ein paar Stunden braucht. Die eigentliche Umsetzung dauert im Schnitt einen Tag, manchmal aber auch mehrere Wochen.


2) Die Überlagerung ist tatsächlich ein rein physischer Prozess. Es ging mir ja um eine Visualisierung von physikalischen Zusammenhängen, mein Ziel war es diese visuell und haptisch deutlich zu machen. Im Grunde arbeitete ich bei jedem fertigen Bild mit mehreren Ebenen (Einzelbilder jeweils auf einer Klarglasplatte). Das Ergebnis ist, dass je nach Blickwinkel sich ein anderes Bild ergibt und man nach ein paar Momenten auf die Idee kommen könnte, dass es man nicht nur ein Bild anschaut, sondern mehrere; Oder noch besser, der Betrachter ist einfach nur irritiert und bleibt minutenlang davor stehen. Es hat einen holographischen Effekt. So etwas digital hinzukriegen vermag ich nicht.


3) Absolut. Einer meiner Lieblingsschriftsteller (Raoul Schrott) verbindet gerne diese Bereiche in seiner Arbeit. Ansonsten bin ich tatsächlich ein wenig vorbelastet, da ich in einer dunklen Vergangenheit Informatik studiert habe. Dann ist da noch die Quantenphysik, Dunkle Materie, Big Bang...ich finde die physikalische Realität steckt voller Poesie; diese fasziniert mich, und genau das versuche ich immer wieder in meine Arbeit einzubringen.

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